History
In den späten 60er Jahren, also einer Zeit, wo das Keyboard und das Digital Piano noch nicht auf dem Markt waren, teilten sich die Tasteninstrumente in einen Professional-Bereich und den sogenannten Home-Bereich auf. In ersterem Segment traf man alle Instrumente an, die auf der Bühne und im Studio Verwendung fanden, und im anderen Bereich fanden sich die Instrumente wieder, die zur damaligen Hausmusik benutzt wurden. Neben dem klassischen Piano war das damals ein Ableger der Hammondorgel, für den sich damals der Begriff “Heimorgel” durchsetzte und der einmal der Ursprung unseres heutigen Keyboards sein sollte.
Die professionellen Tasteninstrumente der damaligen Zeit zeichneten sich zuerst einmal durch ihre durchweg als “professionell” zu bezeichnenden Anschaffungspreise aus. Typisch war für die damalige Zeit der Keyboarder, der sich hinter einer Burg aus Keyboards verschanzt hatte und aus jedem einzelnen Instrument spezifische Sounds hervorholte. Neben der Hammondorgel war das meistens ein elektrisches Piano wie das Fender Rhodes, ein Hohner D6 oder das Wurlitzerpiano, die Streicher wurden mit dem Mellotron erzeugt, einem Instrument, das tatsächlich kurze Tonbandschleifen abspielte. Dazu kam dann meist ein monophon spielbarer Synthesizer wie der ARP Odyssey oder der legendäre Minimoog. Wer es sich leisten konnte, besaß dann noch einen polyphonen Synthesizer vom Schlag eines Oberheim Eightvoice oder einen Polymoog. Jedes dieser Geräte hatte seinen eigenen individuellen Klang, der auch nur mit diesem einen Instrument erzielt werden konnte. Dieses Charakteristikum der frühen elektronischen Instrumente sollte sich bald verändern. Die Erzeugung eines synthetischen Klavierklanges war damals aus rein technischen Gründen noch gar nicht möglich, wer auf der Bühne Piano spielen wollte musste wohl oder übel mit einem Flügel auf Tour gehen. Ein Unterfangen das allein schon wegen des täglichen Stimmens ein kostspieliges Unterfangen war. Anfang der 80er Jahre war dann das legendäre Kurzweil-Piano 250 der erste Vertreter, der einen wirklich authentische Klavierklang erzeugen konnte und damit den Siegeszug der Sampler einläutete.
Die Instrumente für den Heimbereich beschränkten sich auf den Bereich der Heimorgel und der semiprofessionellen Synthesizer. Insbesondere japanische Firmen wie Korg und Roland, aber auch Firmen wie Crumar aus Italien bedienten damals den Consumer-Markt, zu dem auch die Tanzmusik gehörte. Sie boten zwar nicht den edlen Klangcharakter der Nobelteile, sollten aber bald ihren eigenen Sound entwickeln, der sie im Bereich von elektronischer Musik, Dance und Techno einmal zum absoluten Kultstatus werden ließ, mit Gebrauchtpreisen, die ein Mehrfaches des Anschaffungspreis erreichen sollten. Beispiele hierfür sind der Korg MS-20 oder die “Rhythmusklopfer“ TR-808 und TR-909 von Roland.
Allen gemeinsam war jedoch, dass sie keine rhythmische Akkordbegleitung, sprich Begleitautomatik, besaßen. Dieses Feature war ausschliesslich der E-Orgel vorbehalten. Zwar spielte der versierte Organist zum laufenden Rhythmus seine eigene Akkordbegleitung und den Fußbass, es bestand jedoch die Möglichkeit, sich diese Arbeit von der sogenannten „Ein-Finger-Automatik“ abnehmen zu lassen. Dieses Feature ermöglichte es auch dem Anfänger, mit dem Einsatz nur eines Fingers eine komplette Bandbegleitung zu erzeugen. Unter Profis natürlich absolut verpönt und nach damaligen Stand der Technik auch nicht gerade ein Klangerlebnis verschaffte es der Heimorgel dennoch den Durchbruch in den deutschen Wohnzimmern, die eigentlich dem Klavier als klassischem Hausinstrument gehörten. Natürlich gab es damals jedes Instrument im passenden Holzfurnier zur Einrichtung, und der Klang war insgesamt als “gediegen” zu bezeichnen, was schlussendlich dem Instrument ein etwas altmodisches Image verlieh und die jüngeren Semester nicht mehr so ansprach. Hier setzten clevere Marketingstrategen an und erfanden das „Keyboard“.